Route heute: Baile Herculane bis zum Fusse der Südkarpaten wo die Transalpina beginnt.
Grün = gute Strasse / Rot = schlechte Strasse

Zuerst fahre ich ein Stück zurück auf die Hauptstrasse um zu Tanken. Die Pensionsbesitzerin empfahl mir da zu tanken und nicht in der kleinen Tankstelle in der Nähe, da da das Benzin gestreckt sein könnte.

Ich passiere Herkulesbad (Baile Herculane). Herkulesbad ist der älteste Kurort Rumäniens. Er wurde bereits im Jahr 153 n. Chr. zum ersten Mal schriftlich erwähnt. In der österreichisch-ungarischen Monarchie, rund ums Jahr 1752, galt er als sehr bekannter Kurort.
Die Kurgebäude errichtete man in österreichischem Barockstil. Ab 1801 wurden die ersten Pavillons gebaut die teilweise auch heute noch funktionsfähig sind. Die Bauten an beiden Seiten des Cerna-Ufers (Franz-Josef-Hof, Rudolf-Hof, Theresien-Hof), alle spätbarocken Bauwerke, wurden von den Wiener Architekten Carl Wilhelm Christian von Doderer geplant. 1847 wurde die von den Wiener Künstler Romalmeyer und Glantz entworfene Herkulesstatue errichtet, das Wahrzeichen von Herkulesbad.
Infolge des Ersten Weltkrieges und des Vertrages von Trianon kam Herkulesbad an Rumänien. Seitdem wurden die Kuranlagen weiter ausgebaut. In der Stadt gibt es seit 1922 das Muzeul Nicolae Cena, benannt nach dem bekannten General und Heimatforscher Nikolaus Cena, dessen der Kommune vermachten Sammlungen, vor allem seine Funde aus dem Römerkastell „Ad Mediam“ dort ausgestellt werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt der Ort den Status einer Stadt.
Es sieht aus wie wenn viele Rumänen hier Urlaub machen. Man sieht viele Familien mit Kindern und die üblichen Touristen Souvenirshops mit Plastik Kinderspielzeugs.

Ui, jetzt wird die Strasse aber ziemlich schmal. Ok, das scheint keine grosse Verkehrsachse zu sein. Der Belag ist ziemlich holprig. Jetzt wünsch ich mir ein elektronisches Fahrwerk…

Viele gemütliche Restaurants entlang der Strasse.

Viele haben ihre Zelte und Wohnwagen direkt an der Strasse aufgestellt. Freiheit wie es sie bei uns vor 60 Jahren noch gab.

Kein Mensch weit und breit..

Ich fahr gemütlich mit ca. 40 kmh und werde jäh aus meinen Träumen gerissen. Zwei Hunde von rechts stürmen wie wildgewordene Bestien heran. Zum Glück zieht meine Dicke voll durch aus tiefen Tourenzahlen.. 🙂

Seit der Ceausescu-Diktatur (1965–1989) hat Rumänien ein riesiges Hundeproblem. Im Zug der forcierten Industrialisierung siedelte ein grosser Teil der Bevölkerung vom Land in die Stadt um. Ihre Hunde liessen sie auf dem Hof oder setzten sie aus, wo sie sich rapide vermehrten. Heute streunen hunderttausende herrenloser Tiere durch die Strassen, mitunter in Rudeln. Die Hunde sind zur Plage geworden, werden deshalb vergiftet, erschossen, zu Tode geprügelt.

Die Strasse wird wieder gut, ja sogar sehr gut. Ich peitsche meine Dicke nun wieder am Limitt durch die Kurven bis zur Passhöhe. Soooo genial, null Verkehr. Ich bleibe bei Rechtskurven trotzdem ganz am rechten Rand und fahre nicht am Limit. Wer weiss ob nicht wieder einer die Kurve schneidet.

Auf der Anhöhe geniesse ich kurz die schöne Aussicht und lass die Weite und Ruhe auf mich einwirken

Bauernhöfe säumen die Strasse. Wenn man Leute sieht, dann nur arbeitende, niemand hängt nichtstuend herum.

Endlich eine grössere Ortschaft. Ich halte Ausschau nach einem Strassenkaffee. Sehe zwar einige, aber da sitzen nur junge Männer. Erscheint mir irgendwie nicht so sympatisch. Ich fahre weiter.

Wieder eine Polizeikontrolle. Werde nicht aufgehalten, ich fahre ja auch nicht zu schnell.

Die Südkarpathen liegen nun hinter mir. Die Gegend wird nun flacher und die Strassen gerader.

Auch hier, kaum Verkehr.

Links im Hintergrund sieht man die Südkarphaten. Riesige Gewitterwolken bauen sich langsam aber sicher auf. Ojeoje, genau da muss ich hin.. 🙁

Immer wieder interessant die Menschen an der Strasse. Ich weiss nicht wer wem länger nachschaut, ich ihnen oder sie mir 🙂

Die Gewitterwolke ist nun schon so gross, dass ich vereinzelt Regentropfen spüre. Ich entschliesse mich eine kurze Pause einzulegen um den Regenschutz überzustreifen.
Im Restaurant rechts bestelle ich ein Kaffee. Leider spricht auch hier niemand englisch oder deutsch oder französisch oder spanisch. Aber einige der Restaurantbesucher sind trotzdem interessiert und man kommuniziert mit Armen und Beinen. Erstaundlicherweise verstehe ich oft was sie meinen, denn Rumänisch klingt ähnlich wie italienisch. eine Zigeunerin erklärt mir dass sie in Neapel gelebt hat eine weile. Ich staune wie gut die Zigeunerin mit der Restaurantbesitzerin auskommt, und mit den Älterne Leuten schäkert, welche nicht Zigeuner sind.

Mittlerweilen scheinen die Gewitterwolken weniger zu werden, so fahre ich ohne Regenschutz weiter.

Plötzlich bemerke ich ein metallische Scheppern hinten rechts.
Oje. Mein seitlicher Nummernschildhalter welcher direkt an der hinteren Schwinge montiert ist hat sich gelöst. erstaunt mich nicht, der kriegt natürlich alle Schläge ungefedert mit. Ich suche mir eine Werkstatt wo ich einen Imbusschlüssel kriegen könnte um die beiden Schrauben nachzuziehen. Bei einem Pneuhändler werde ich fündig. Er spricht englisch. Erzählt mir er hat eine Zeit lang in Irland gearbeitet. Offenbar hat er da sein Geld verdient um das schöne neue Haus mit Pneulager zu bauen.
Leider lassen die Schrauben sich nicht mehr richtig festziehen, das Gewinde ist zu ausgeleiert.
werde mir eine Werkstatt suchen müssen wo man ein Gewinde schneiden kann.

Ein Pferdewagen mit zwei Kids drauf kommt mir entgegen. Sie habens lustig und lachen mir begeistert entgegen. 🙂

Bei der ersten Gelegenheit fahre ich auf den Hof einer Autowerkstatt.

Die Mitarbeiter begutachten begeistert mein Motorrad.

Sehr nette Leute. Schnell finden sie einen Gewindeschneider und erweitern die beiden Bohrungen. Offenbar können sie mit längeren Schrauben den Halter doch noch fixieren.

Sie wollen keine Bezahlung, ich hab aber noch drei kühle Bier im Bag die ich gerne verteile.

Der Verkehr wird dichter und chaotischer. Ich bin in Targu Jiu.
Targu Jiu liegt als Hauptstadt des Kreises Gorj am Fluss Jiu (dt. Schil) im Vorland der Südkarpaten und hat rund 100.000 Einwohner. Der Ort wurde 1406 erstmals urkundlich erwähnt und besitzt seit 1597 Stadtrecht. Die orthodoxe Kathedrale wurde 1748–1764 errichtet. 1992 wurde eine Universität gegründet.

Innerhalb von 15 Minuten werde ich Zeuge von zwei Unfällen. Jetzt weiss ich wie laut ein Airbag knallen kann!

Schon kommt die Ambulanz..

Endlich raus aus der Stadt. Der Verkehr wird wieder ruhiger. Buhh. Ich bin definitiv kein Stadtmensch..

Kerzengerade Überlandstrasse mit den Karpathen im Hintergrund. Traumhaft!

Ab und zu muss man eine kurze Pause einlegen bis die Schafe die Strasse wieder frei machen 🙂

Schreck, Strassenköter auf 8 Uhr!

Von weitem sehe ich wieder ein Pferdegespann. Das möcht ich mal von Nahe fotografieren. Ich stoppe am rechten Strassenrand und warte mit gezückter Kamera wie das Gespann auf mich zufährt. Dummerweise sieht das Pferd das und es wird immer nervöser. Die Frau auf dem Wagen kann es kaum noch halten. Sie stoppen. Ich getrau mich nicht mein Motorrad anzulassen und wegzufahren, das würde das Pferd wahrscheinlich entgültig verschrecken. So bleib ich stehen. Die Frau stoppt das Pferd und lässt die alte Frau und das Kind aussteigen und fährt alleine an mir vorbei. Dann steigen beide wieder auf.

Auf Storchennester stösst man immer wieder in Rumänien. Und die meisten sind auch mit Störchen belegt, viele mit Jungen, so wie dieses.

Und plötzlich steht sie vor mir, die sagenumwobene Transalpina. Wahnsinn das Bild. Yesss. Jetzt bin ich entgültig angekommen. Boah, ich fühl mich fast wie im Film. Alles ist so unwirklich, wie in einer anderen Zeit. Genial!

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